Vor einigen Jahren habe ich nur selten, vielleicht einmal im Jahr grössere Mengen Franken in Euro getauscht. Einfach per Überweisung durch die Hausbank. Über Gebühren und Wechselkosten habe ich mir keinen Kopf gemacht und denselbigen tief in den Sand gesteckt. Nichts hören, nichts wissen, nichts mitkriegen war die Devise, denn die Kosten waren exorbitant und dabei völlig intransparent.
Einige Jahre später musste ich mir ein neues System überlegen, denn unser Bedarf an Euro stieg stetig, für Reisen und Einkäufe beispielsweise. Aber nicht zuletzt auch für Investitionen.
Firmen wie Transferwise oder Currencyfair brüsten sich heutzutage mit besonders günstigen Konditionen und einfachster Handhabung. Es wird Zeit, das zu prüfen und mein bisheriges Umtauschvorgehen mit dem Marktführer Transferwise zu vergleichen.
Das bewährte Vorgehen mit der Sparkasse
Am letzten Freitag war es wieder soweit, ich habe 8860 Franken in Euro getauscht. Mein Vorgehen ist dabei so:
- Konten habe ich in der Schweiz in CHF und bei einer regionalen Sparkasse in Deutschland je ein Konto in € und ein Fremdwährungskonto in CHF. Das Fremdwährungskonto kostet 30 € pro Jahr. Einzahlungen in der oben genannten Höhe kosten 7.50 € plus 30 Cent pro Buchungposten. Die Gebühren für die anderen Konten betrachte ich nicht, denn ich hätte sie ja sowieso. Aus Sicht der Schweizer Bank fallen keine Überweisungsgebühren an.
- Irgendwann überweise ich vom Schweizer Konto auf das Fremdwährungskonto in Deutschland einen Betrag von um die 8 - 10 000 Franken. Der Betrag bleibt liegen, bis ich entweder die Euro brauche oder der Kurs meinen Vorstellungen entspricht.
- Letzten Freitag war es wieder soweit. Der Kurs des Euro fiel etwas (siehe obige Grafik aus dem Tagesanzeiger). Ich muss das schon am Morgen mitkriegen, denn ich melde den Wunsch zum Übertrag vom Fremdwährungskonto auf das €-Konto bis spätesten Mittag telefonisch der Sparkasse. Dieser Übertrag stellt gleichzeitig den Währungsübergang dar.
- Gegen Mittag bestimmt nun die Sparkassen-Finanzgruppe einen Devisentageskurs, der auf einem Devisenkursblatt (im Link recht weit unten) werktäglich veröffentlicht wird. Für diesen Tag galt also ein Devisenbriefkurs für Zahlungen aus dem Ausland von 1.1333000 Franken pro Euro. Der Betrag wird mir nachmittags schon auf meinem Konto gutgeschrieben, allerdings viel später erst "wertgestellt". Was auch immer das heissen mag.
Ich erhalte also knapp € 7818. Im Jahr habe ich ca. 5 solche Transaktionen. Meine Kosten dafür betragen gesamthaft im Jahr also:
Gebühr Fremdwährungskonto
Einzahlungsgebühren
Gebühr pro Buchungposten
Anruf (geschätzt)
Gesamtkosten Jahr
Kosten pro Transaktion
30.00
37.50 (7.50 pro Transaktion)
1.50 (0.30 pro Transaktion)
2.50 (0.50 pro Transaktion)
71.5
14.30
Nach Abzug der Transaktionskosten von € 14.30 verbleiben mir also noch € 7803.58.
Wie sieht das alles nun bei den neuen Playern aus?
Situation bei Transferwise
Am Freitagabend, als ich das Ergebnis des Umtausches überprüft hatte, habe ich versuchsweise die Transaktion bei Transferwise eingeben. Man muss dazu sagen, dass der Kurs im Laufe des Nachmittages sogar noch etwas weiter gesunken ist, d.h. für Transferwise lagen sogar noch günstigere Bedingungen vor. Das Ergebnis gleich hier in der Grafik:
Ich hätte somit knapp € 7809 erhalten, 5 Euro mehr als bei meiner Vorgehensweise. Das hat mich überrascht und nachdenklich gemacht. In Zukunft werde ich wohl diesen neuen Anbieter näher betrachten oder mich bei deren Konkurrenz bedienen. Der bessere Kurs am Abend spielt insofern keine Rolle, als dass ich den bei der Sparkasse gar nicht mehr realisieren konnte, bei Transferwise schon.
Eine Übersicht zu Geldtransfer-Anbietern bietet beispielsweise Monito.
Currencyfair wirbt dort sogar mit Null Transfergebühren für die ersten fünf Transfers.
Hier mein Empfehlungslink für Transferwise.
(ermöglicht Dir eine kostenlose Überweisung bis 600 Fr. und für mich einen höchst unwahrscheinlichen Bonus)
Fazit und Bewertung
Die regionale Sparkasse hat mir einige Zeit doch recht gute Konditionen geboten. Allerdings ist das Vorgehen dort umständlich und die Gebühren zwar nachvollziehbar, aber nicht wirklich transparent. Bei meinen Anrufen bin ich immer sehr freundlich bedient worden, dennoch wäre es meiner Meinung nach Zeit für eine Online-Lösung. Das System mit einem fixierten Tageskurs wirkt anachronistisch, hat bei mir aber nie zu wirklichen Nachteilen geführt.
Volle Transparenz dagegen bei den neuen Fintech-Unternehmen. Die Gebühren und Kurse werden genauestens ausgewiesen, das berechnete Angebot bleibt für eine definierte Zeit bestehen. Wie sicher die Verfahren sind, dazu kann ich aber nichts sagen. Immerhin würde ich einige Tausend Franken jeweils überweisen und der Anbieter sitzt irgendwo im Ausland. Zudem vernimmt man im Netz manchmal Beschwerden wegen langer Laufzeiten der Gelder.
Alles in allem sind die neuen Fintechs eine willkommene Bereicherung. Für ein abschließendes Urteil ist es aber noch zu früh. Ich werde es wohl erstmal testen.
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