"De Huber brucht Geld", so hat lend in einem unterhaltsamen Spot für seine Privatkredite geworben und hatte dabei geschickt sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber als Kunden im Blick. Zurzeit sehe ich auch wieder Plakatwerbung von lend, Zielgruppe sind aber diesmal Kreditnehmer, denn es wird mit niedrigen Zinsen geworben. Nix gut für Investoren...
Kann man denn als Anleger irgendwo in der Schweiz auf bessere Konditionen bei gutem Risiko hoffen? Ich versuche es heute mal beim ähnlich klingenden Lendico.
Mein erster Weg geht zu den FAQs. Also:
- Lendico ist eine Tochter der Postfinance.
- Zu Lendico gehört die Lendico Stiftung als Abrechnungsinstitution. Im Falle einer Lendico-Insolvenz stellt diese die Zahlungsströme zwischen Kreditgeber und -nehmer sicher. Die Stiftung findet sich in der Tat im eidgenössischen Stiftungsverzeichnis.
- Lendico kassiert 1 % der Rückzahlungen bei den Anlegern und verlangt auch von den Kreditnehmern eine Gebühr von 2-4 % der Kreditsumme, die ganz einfach der Kreditsumme aufgeschlagen wird. Naja...
- Bei Lendico geht es um Unternehmensfinanzierungen von KMUs. Die Kredite sind zwar nicht an einen definierten Verwendungszweck gebunden, werden aber dennoch mit einer einigermassen transparenten "Geschichte" den Anlegern verkauft.
- Die Laufzeiten gehen von ein bis fünf Jahren, die Kreditsummen bis 500 000 Franken. Wesentlicher Unterschied für Kreditnehmer gegenüber anderen Anbietern ist, dass sie ihre Schulden vor Ende der vereinbarten Laufzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung zurückzahlen können.
- Anlegen können in der Schweiz wohnende Personen mit Schweizer Konto. Bonitätsklassen von A bis E unterstützen einen bei der Auswahl der Anlage und bestimmen natürlich den Zinssatz mit. Mindestanlage sind 1000 Franken, nach Abschluss des Vertrages bekommt man dann monatliche Zahlungen zurück.
- Die Renditen liegen je nach Bonitätsklasse zwischen einem bis über sieben Prozent. Dies ist natürlich eine Momentaufnahme. In seinen Renditeberechnungen (bei ideal gestreuter Anlage?) hat Lendico bereits ein Ausfallrisiko eingerechnet, weist aber darauf hin, dass auch höhere Ausfälle möglich sind.
Das Risiko liegt voll beim Anleger. Lendico wird nämlich einen Grossteil seiner "Gebühren" bereits bei der Generierung des Kredits erwirtschaften. OK, Lendico übernimmt nach eigenen Angaben das Forderungsmanagement - zumindest so lange sich das für sie lohnt. Wesentlich ist die vorgängige Bonitätsprüfung durch Lendico. Aber was bedeutet das schon? Im schlechtesten Fall: Ein Unternehmen, das bei seiner Hausbank keinen Kredit mehr erhält. Danach werden Zulieferer und andere Verdächtige um Kredit angehauen. Erst dann kommt der Anleger bei Lendico zum Zug.
Hoffentlich investiert man so nicht in ein "Zombie-Unternehmen", das eigentlich nicht mehr so recht überlebensfähig ist, sich aber dank der vergleichsweise niedrigen Zinsen gerade noch über Wasser hält.
Man sieht schon, ich bin kein Freund dieser Anlage. Daher werde ich mich auch gar nicht bei Lendico anmelden, sondern hier nur noch ein paar Beispiele für Kreditprojekte von der Webseite präsentieren:
- Übernahme einer Zahnarztpraxis - 156 000 Franken für 5.3 % auf 60 Monate. Früher ein klassischer Fall für eine Bank. Heutzutage wollen die nur noch Hypotheken oder Milliardäre finanzieren. Sicherheiten keine, denn es geht bei dieser Übernahme wahrscheinlich vorwiegend um Patienten-Goodwill. Die Bank würde dem Arzt auf die Finger klopfen, wenn er dann nicht gut wirtschaftet. Können das zig Crowd-Anleger auch? Ich denke nein.
- Überbrückung von Fahrzeugfinanzierungen - 32 000 Franken schon wieder für 5.3 %. Branche Automobile. Viel weiss ich nicht darüber, aber ein Unternehmen aus der Automobilbranche, das magere 32 000 schon nicht aufbringen kann, was taugt das denn? Soll ich dem Geld geben?
Ich denke, ich muss hier nicht mehr Beispiele bringen, um zu zeigen, was ich von der Sache halte. Lendico gehört quasi zu einem Staatsunternehmen, ok. Das Risiko trägt aber voll der Anleger, er zahlt mit dem Kredit erstmal auch die Gebühr von Lendico. Die Rendite ist, naja - ok bis mau. Irgendwie alles nicht fair.
Das ist nichts für mich...
Kommentar schreiben
KM Finanzen (Montag, 13 Mai 2019)
Hallo Peter
Bin absolut mit dir einverstanden. Ich denke Postfinance will den Hype um P2P ausnutzen und auch was vom Kuchen abbekommen. Wie du weisst, bin auch sehr kritisch zu P2P Krediten eingestellt.
Viele Grüsse