An einem Tag wie diesen letzten Sonntag im Mai weiss ich, dass ich kein echter Frugalist werden kann. Die Familie lümmelt sich den ganzen Tag in Sofas und Liegestühlen, schaut Netflix oder liegt entspannt im kleinen ruhigen Garten unter dem Baum. Zu Mittag bestellt man sich Pizza beim Lieferdienst und nachmittags gibt es ein cremiges Glacé aus dem Tiefkühlschrank zum Kaffee. Bald danach wird der Wein entkorkt und der Weber-Gasgrill angeschmissen.
Im bequemen Liegestuhl lese ich auf meinem iPad Pro die Tim Schäferschen Ergüsse über Sparquoten und minimalistische Lebensführung. Durchaus unterhaltsam und manche Aspekte finden auch meine Zustimmung, aber natürlich nicht immer. Am liebsten lese ich die zahlreichen Kommentare dazu.
Rappo schreibt "Für mich hört sich diese Kritik manchmal an, wie „getroffene Hunde bellen.“ Ist es vielleicht die leise Einsicht, dass die Rolex, der 7er BMW, der Luxusurlaub, die 3. 40.000 EUR Küche innerhalb von 10 Jahren, das wöchentliche Klamottenshoppen für den Kleiderschrank, dass tägliche Essen bestellen, das online Plastik und Elektrogadget crap bestelle ..."
Ich hatte einen Kollegen, der auch total vernarrt in Luxusuhren war, Audemars Piguet und wie sie alle hiessen. Natürlich hatte er zunächst eine Menge Geld dafür ausgegeben. Im Laufe der Zeit wurde er aber immer tiefer in die Materie eigebunden. Er merkte, dass die Uhren auch mal an Wert gewannen. Er begann mit Handel, kaufte und verkaufte mit Gewinn die Uhren, da er jetzt Bescheid wusste. Er machte damit sein Ding.
Warrior kritisiert harsch: "Ich lese Großteil von Tims Beiträge selten, maximal überfliegen (sorry auch von mir :P). Dafür fühl ich mich nicht wirklich „repräsentiert“ in seiner Gedankenwelt. Er ist Single ohne Verantwortung oder Schicksalschlägen – für mich ein Lebens-Greenhorn. ..."
Ja, es gehört auch ein Quäntchen Glück dazu und nicht jeder hat das. Wenn eine Person oder Familie mit einer schweren Erkrankung oder einem Unfall konfrontiert wird, ist oft jede Sparbemühung obsolet. Tausend andere Schicksalsschläge können einen aus der Bahn werfen. Ein Greenhorn ist man ohne deswegen nicht, aber vielleicht etwas weniger Glückspilz?
Sammy: "Ihr dürft trotz allem nicht vergessen euer Leben zu leben! Mein Couseng musste letztes Jahr mit 39 Jahren an Krebs sterben." Wie wahr.
Noch ein eigenes Erlebnis:
Am Freitag war ich bei der Autowäsche. Mein Vorteil: Die Autowäsche zahlt bei meinem Geschäftswagen der Arbeitgeber. Stützliwösch verlangt saubere 14 Franken für die günstigste Wäsche, die mir immer ausreicht. Interessanterweise beginnt das Display am Automaten aber mit der teuersten Autowäsche ganz oben, arbeitet sich dann zu den Günstigeren vor im letzten unteren Drittel, bevor dann die Zusatzservices noch auftauchen (doppelt trocknen und anderer Unsinn). Die günstigste Variante findet man kaum, obwohl mir der Betreiber bestätigt hat, dass diese ausreichend sei, wenn man einigermassen regelmässig reinigen lässt. Einige Male habe ich mich jetzt mit anderen Autobesitzern unterhalten - meist jüngere mit BMW oder so - die ohne mit der Wimper zu zucken 29 Franken für die teuerste Variante der Autowäsche ausgeben und vorher noch für zwei Franken das Gefährt einseifen, gesamthaft 31 Stutz beim Stützliwösch also. Und das wöchentlich, wie mir einer bestätigte. Irre, ich bin fassungslos und verberge mein Entsetzen geschickt. Da bin ich mit Tim...
Aber was soll's, vielleicht werden sie mal begnadete Gebrauchtwagenhändler...
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Matthias (Dienstag, 28 Mai 2019 10:15)
Man kann auch selbst das Auto waschen, soll recht günstig sein und zumindest für mich hat das etwas mediatives.
Dreigroschenblogger (Dienstag, 28 Mai 2019)
Verstehe Dich voll und ganz. Für mich hat gemächliches Rasenmähen etwas meditatives. Würde ich mir nie von einem frechen Mähroboter abnehmen lassen.