Dringend gesucht: Bahnbrechende, innovative Jungunternehmen, die in Kürze ein phänomenales Wachstum versprechen. Und in wenigen Jahren zu den absoluten Gewinnern an den Börsen gehören. Könnte man die doch nur einfach identifizieren...
Blogger Tobias vom Dividendenfluss scheint da eine Idee zu haben. Nämlich Firmen, die das klimaschädliche Gas Kohlendioxid (CO2) aus der Luft gewinnen und für weitere, natürlich möglichst gewinnbringende Verwendung zur Verfügung stellen. Sogar Bill Gates findet die Idee toll! In der aktuellen Klimadiskussion sowieso ein No-Brainer, oder?
Den Durchbruch geschafft hat angeblich eine Schweizer Firma, nämlich Climeworks. Dieses "führende" Unternehmen nehme ich mir mal vor.
Mickrige 900 Tonnen CO2 hat ihre Schweizer Pilotanlage bisher pro Jahr von einer Müllverbrennungsanlage aus der Abluft gefiltert. Dieses CO2 wurde als gasförmiger Dünger dann in ein Gewächshaus eingeleitet. Die thermische Energie zur Freisetzung des vorübergehend gebundenen CO2s liefert ebenfalls die Müllverbrennungsanlage. Zur elektrischen Energie, für Gebläse etc. - Schweigen. Soweit die offiziellen Angaben.
Eine - geplante - Abtrennung aus der Umgebungsluft (0.04 Volumenprozent CO2) ist viel schwieriger als aus den Abgasen eines Verbrennungsprozesses mit hochkonzentriertem CO2. Pro Liter gebundenes CO2 müssten dann zweieinhalb Kubikmeter Luft vom Gebläse umgewälzt werden, aber auch nur, wenn die Ausbeute 100 Prozent beträgt. Vermutlich also wesentlich mehr, denn Ausbeuten sind kaum je nahe bei 100 Prozent zu finden. Danach muss mit zugeführter Wärme (Hitze?) das CO2 wieder freigesetzt werden. Woher kommt aber die Prozesswärme mit etwa 100 Grad?
Die kommt ja praktisch gratis von irgendwelcher "Abwärme", oder? Nur geht das nicht so. Sobald irgendwo Prozesswärme abgekoppelt wird, sinkt definitiv der Wirkungsgrad der Stromproduktion. Das ist ein Naturgesetz und das sagt uns die Thermodynamik. Die Wärme muss also irgendwie doch bezahlt werden. CO2 abtrennen heisst definitiv: weniger Strom gewinnen.
Naja, wenigstens wird das CO2 gebunden, denkt man. Ich bin nicht sicher. Zum einen würden die Pflanzen im Glashaus ja eh Kohlendioxid aus der Luft binden, das ist ja ihre Bestimmung. Zum anderen werden die Gewächshäuser kaum luftdicht sein. Ein Teil des eingeleiteten CO2s wird wieder in die Atmosphäre verschwinden.
Was ist der Sinn des Ganzen? Investorengelder zu binden statt Kohlendioxid? Zu gering sind die physikalischen Kenntnisse im Allgemeinen, zu leicht kann man im aktuellen Klimadiskussionsumfeld Menschen für allerlei Unfug begeistern. Mir wäre es nicht geheuer. Auch nicht die anderen genannten Firmen.
Zu weiteren unheimlichen Investments, die sich gegen elementare physikalische Regeln wenden zähle ich auch...
- die unseligerweise beliebte Wasserstofftechnologie, ein deutsches Monster, sonst auf der
Welt komplett unbekannt. Wasserstoff hat die weitesten Explosionsgrenzen aller brennbaren Gase. Wem es gefällt, in Zukunft nicht in Tunnels und Tiefgaragen fahren zu dürfen, der soll sich gerne
ein Wasserstoffmobil kaufen. Einen Traktor für draussen also z.B...
Weiteres Beispiel: Unsere heutigen Automobile werden derzeit ab einem bestimmten Alter gerne in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert. Wie kann sich dieses Geschäftsmodell fortsetzen, wenn wir reichen Europäer zukünftig an subventionierten Wasserstofftankstellen tanken? Kaum eine andere Region der Erde will diese Technologie stemmen und ein grosses Verteilnetz aufbauen. Diesel und Strom gibt es aber überall. Ergo: Tesla gewinnt. Wasserstoffaktien ade! Denn wasserstoffgetriebene Automobile wären ausserhalb einiger weniger verrückter Industrieländer unverkäuflich. - wer sein Geld wirklich gar nicht mehr braucht, kann sich noch gerne mit der kalten Fusion als Energiequelle beschäftigen. ECAT beispielsweise, ich wage es kaum zu verlinken. Ist physikalisch einfach völlig unmöglich!
Es gäbe noch viele Beispiele für gewagte Investments, z.B. aus dem medizinischen Bereich. Einfach den gesunden Menschenverstand walten lassen: Was naturwissenschaftlich erstmal unmöglich erscheint oder nur schwer umsetzbar ist, ist es meist auch in der Realität, den Versprechen der Firmen zum Trotz. Also Finger weg!