Mit einem Stromverbrauch von jährlich um die 13000 Kilowattstunden (13 Megawatt) gehört unser Haushalt schon zu den etwas grösseren Verbrauchern. Neben Kochen, Waschen und Spülen für eine Familie schlägt vor allem das Heizen mit der Wärmepumpe und die elektrische Warmwasserzubereitung auf das Strombudget. Das Bloggen wird dagegen nur eine untergeordnete Rolle spielen 😆
Bisher sind wir noch an einen lokalen Anbieter gebunden und dürfen nicht wechseln. Nur Verbraucher ab 100 Megawatt dürfen sich ihren Stromversorger selbst suchen und können dementsprechend günstigere Tarife erhalten. Davon sind wir mit 13 Megawatt noch weit weg.
Nun hat letztlich der Bundesrat wieder einen Schritt hin zur vollständigen Liberalisierung des Strommarktes gemacht. Es sind aber nur Trippelschritte und bis zur endgültigen Freigabe des Strommarktes dürfte noch einiges Wasser die Aare hinunterfliessen.
Die Liberalisierung des Strommarktes ist ein zweischneidiges Schwert. Unser lokaler Stromversorger Eniwa beispielsweise ist sehr vertrauenswürdig, die Stromversorgung extrem zuverlässig, an einen Ausfall kann ich mich gar nicht erinnern. Der selten nötige Service ist leicht erreichbar, zuverlässig und freundlich. Der Strom stammt zu 96 % aus natürlichen Quellen, hauptsächlich Wasserkraft.
Soll man dies alles - nach einer Marktliberalisierung - tauschen gegen eine mögliche kleine Einsparung beim Tarif? Ich bin nicht sicher. Andere Kommentatoren wie die der NZZ sehen darin aber den einzig gangbaren Weg im europäischen Setting.
Zumindest sollte die Netzstabilität ja nicht schlechter werden. Irgendwann wird der Strommarkt jedenfalls liberalisiert werden, ich glaube auch nicht, dass man diesen Zug aufhalten kann. Bis dahin wird die Eniwa noch Zeit haben, sich vorzubereiten - dann muss ich vielleicht gar nicht wechseln.
Sparpotenzial für KMUs?
Wie oben beschrieben, gilt derzeit nur für Verbraucher ab 100 Megawatt Verbrauch in den letzten zwölf Ablesemonaten die Strommarktliberalisierung.
In einzelnen Fällen kann der Preisunterschied es lohnenswert machen, den Verbrauch kurzfristig über diese Grenze zu jagen. Einmal erreicht, ist man auch in den Folgejahren marktberechtigt.
Dies hat beispielsweise eine Pizzeria ausgenutzt und ihre Öfen Tag und Nacht laufen lassen, bis die Grenze erreicht war. Danach profitiert sie von günstigeren Tarifen dauerhaft.
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Claus (Montag, 30 September 2019 13:11)
Der Strom kommt doch auch nach einer Liberalisierung physisch noch vom lokalen Versorger. Daran und somit an der Ausfallsicherheit ändert sich doch nichts.
Nur der Vertrieb (und die Rechnungsstellung) wird entkoppelt. Wir sind in Deutschland schon sehr lange liberalisiert. Und Probleme gibt es eigentlich nicht. Ich wechsele rund alle 12-24 Monate meinen Strom- und meinen Gasversorger. Richtig hoch ist das Sparpotential aber nicht. Vielleicht so 100-200 Euro im Jahr (außer man ist noch im Grundversorgungs Uralt Tarif, also beim allerersten Wechsel). Und in Deutschland haben wir mit die höchsten Strompreise in ganz Europa, trotz Liberalisierung. Am Gesamtpreisgefüge ändert Liberalisieung also nichts.
Dreigroschenblogger (Montag, 30 September 2019 19:45)
Ja, in der Tat hat da Deutschland einen enormen Vorsprung. Es wäre zu hoffen, dass wir die guten Seiten übernehmen und die Fehler vermeiden, wenn wir schon so spät dran sind mit der Liberalisierung - übrigens auch in anderen Bereichen: 2020 kann ich mir erstmals den Schornsteinfeger selbst aussuchen, wenn ich ihn denn bräuchte.
Claus (Montag, 30 September 2019 21:04)
Schornsteigfeger aussuchen haben wir auch seit einigen Jahren. Bringt praktisch gar nichts, weil es ausserhalb der Großstädte weiter genau einen Anbieter gibt, nämlich den der vorher den Kehrbezirk als Monopol hatte. Für private Hauseigentümer bringt das also gar nichts. Interessant könnte es allenfalls werden wenn man mehr als 20 Wohnungen besitzt, erst dann dürfte es trotz der Fahrtkosten lohnen Konkurrenzangebote einzuholen.
Glaub auch nicht das die Wechselmöglichkeit in den Städten viel genutzt wird. Dort gibt es zwar defacto die Wahl Möglichkeit. Aber mal ehrlich, wer fängt an bei Preisen von rund 60 Euro im Jahr zu vergleichen um dann vielleicht 5 Euro zu sparen?