Bergfürst ist ein mittlerweile schon recht renommiertes Berliner Fintech zur Immobilien-Crowdfinanzierung. Die Projekte von Bergfürst bringen dem Anleger eine Rendite von in der Regel um die 6.5%. Typischerweise investiert man in gediegene, repräsentative Objekte, sei es eine Villa auf Mallorca, eine gehobene Wohnanlage in Koblenz oder wie derzeit in eine Erweiterung eines privaten Pflegezentrums.
Der professionelle Auftritt des Anbieters und die vielversprechende Verzinsung lockt natürlich auch vermögende Schweizer an. In der Tat erscheint es mir so, dass zahlungskräftige Schweizer sogar eine bevorzugte Zielgruppe für Bergfürst darstellen.
Auch ich selbst bin in ein Projekt von Bergfürst eingestiegen - mit 10 Euro. Im Rahmen einer Marketingaktion gab es diese bei einer Anmeldung gratis. Seither bekomme ich zuverlässig einige wenige Cent Verzinsung und kann aus erster Hand die Angebote von Bergfürst unter die Lupe nehmen. Eine grössere Investition empfiehlt sich für mich nicht, da wir ja in der Familie bereits einige Immobilien besitzen und das restliche Vermögen somit davon differenziert anlegen wollen.
Die Informationsweise und die klare und ansprechende Vorstellung der Projekte von Bergfürst auf der Webseite gefällt mir ausgesprochen gut. Dennoch sei hier auch auf die Risiken hingewiesen. Immer wieder ist bei Bergfürst-Projekten von Sicherheiten (Grundschuld, Bürgschaften etc.) die Rede. Allerdings muss man deutlich sagen, dass dies meist nachrangige Sicherheiten sind. Die vergleichsweise hohen Zinsen werden eben mit einem entsprechenden Risiko ausgeglichen.
Nun ist ein für Startups typisches weiteres Risiko dazugekommen. Startups wie Bergfürst sind extrem spezialisiert und lagern enorm viele Aufgaben und Leistungen auf andere, oft nicht weniger spezialisierte Unternehmen im Markt aus.
Augenscheinlich wird dies beispielsweise auch in der P2P-Welt, die oft nur Plattformen darstellen, die das Geld einsammeln. Die ganze Arbeit mit Kreditvergabe, Tilgungsverwaltung, Verzugs- und Forderungsbearbeitung wird ausgelagert und von Subunternehmen und Partnern erledigt. Auf der Plattform merkt man von diesem Geflecht meist wenig. Umso schlimmer, wenn es da zu Störungen und Differenzen in der Zusammenarbeit kommt.
Genau dies scheint nun bei Bergfürst passiert zu sein. Christian Kirchner auf finanz-szene.de berichtet über ein Zerwürfnis zwischen Bergfürst und dem wichtigen Projektpartner Bonafide Immobilien. Der Streit scheint auch bis zu den investierenden Kunden getragen worden zu sein. Der Bericht von Christian Kirchner lässt tief in die Abgründe der Gründer blicken und sollte auch Schweizer Investoren aufhorchen lassen.
Dies soll aber keine explizite Warnung vor Bergfürst darstellen. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass dadurch Investoren auch nur ansatzweise finanziell betroffen wären. Es soll nur deutlich machen, wie fragil heutige Fintechs oft aufgestellt sind. Die gute Verzinsung erfordert bei den Investoren eben eine gewisse Risikobereitschaft - in allen Belangen!
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