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I+I Gedeckte Calls laut Schweizer Börsenguru Francois Bloch "verschreiben"

Börsenguru Francois Bloch von der Aargauer Zeitung rät seinen Lesern oft zum "Verschreiben" von gedeckten Calls auf die von ihm empfohlenen Aktien. Da ich seine Empfehlungen jeweils sehr amüsant und pointiert geschrieben empfinde, habe ich mich mal schlau gemacht, was das eigentlich bedeutet. Ein Beispiel seiner Empfehlung findet man hier mit der Firma Lonza, deren Aktien er empfiehlt und zur Renditeoptimierung die Kombination mit gedeckten Calls vorschlägt. 

 

Ich habe mich bisher mit Optionen nicht beschäftigt und mich erst in den letzten Tagen etwas eingelesen. Der Umgang mit Optionen scheint nicht wenig vertrackt zu sein und ist bestimmt nichts für Anfänger. Ich gebe hier keine Empfehlungen, sondern achte den Einsatz von Optionen letztendlich als für mich nicht zielführend.

 

Folgendermassen verstehe ich es: Ein Call ist eine Option, die dem Inhaber das Recht gibt, ein bestimmtes Wertpapier nach einem festgelegten Zeitraum zu einem vorab definierten Preis zu kaufen. Der Anbieter des Calls erhält eine Prämie, wenn er dieses Recht verkauft (verschreibt). Solange der Börsenpreis des zugrundeliegenden Wertpapiers unter dem definierten Ausübungspreis (Strike) liegt, wird der Inhaber des Calls nichts unternehmen und die Option verfällt letztendlich. Steigt der Börsenwert über den Ausübungspreis, wird der Call-Inhaber am Laufzeitende das Wertpapier geliefert haben wollen und zahlt dafür den vorab vereinbarten (niedrigeren) Preis. Im Fall des gedeckten Calls hat der "Verschreiber" die verlangten Wertpapiere bereits vorher in seinem Depot gehalten und kann sie nun ohne weiteren Mitteleinsatz abliefern.

 

In obigem Beispiel von Francois Bloch läuft es also so:

 

"Hey Leser, kauf mal noch ein paar mehr Lonza, die sind ihr Geld wert, eine gut aufgestellte Firma."

"Steiles Wachstum werden die aber nicht mehr hinlegen, deswegen verdienen wir noch was mit Optionen dazu."

"Geh gleich zu Deinem Banker und verlang gedeckte Calls dazu, dann kriegst Du mit etwas Glück noch eine schöne Prämie zusätzlich zur Dividende."

 

Der unbedarfte Leser wird von seinem Bankberater, der das Depot betreut, dann ausgefragt, ob er sich auskennt mit Optionen. Wikipediawissen wird da schon einigermassen reichen, ansonsten gibt es eine intensivere Schulung bei der Börse Eurex. Das Risiko für die Bank ist dabei vergleichsweise moderat. Der Banker wird nämlich die betroffenen Wertpapiere im Depot sperren, sie können während der Laufzeit der Option nicht mehr verkauft werden. Und werden gnadenlos ausgebucht, wenn der Optionsinhaber am Ende dies verlangt, weil seine Sicht der Kursentwicklung eingetreten ist.

 

Nach gängiger Meinung wird man gedeckte Calls mit Strike Kursen oberhalb des aktuellen Kurses als Strategie vor allem dann anwenden, wenn man von seitwärts laufenden Kursen bei qualitativ ansonsten hochwertigen Aktien ausgeht. Die Optionsprämie verbessert dann die Rendite, die z.B. auch eine Dividende umfassen kann. Mit rasanten Kurszuwächsen rechnet man ja weniger. Falls man es über die eigene Hausbank laufen lässt, sollte man auch nicht zu wenig Optionen verschreiben, damit die Gebühren die Prämien nicht auffressen.

 

Das schöne an einem Blog ist, dass man sich mit einen Thema vertieft beschäftigt und selbst dabei etwas schlauer wird. Lange habe ich mich gefragt, ob ich dem Rat von Herrn Bloch folgen soll und auch selbst diese in der Schweiz beliebte Strategie mit gedeckten Calls anwenden soll. Was mir nämlich immer nicht klar war, ist die konkrete Vorgehensweise bei einem Discountbroker wie z.B. DEGIRO, wenn man also keinen ausgebildeten Finanzberater an der Backe hat.

 

Die erste Hürde bei DEGIRO sind "Obligatorische Eignungstests für Finanzprodukte", die man bestehen muss, um überhaupt mit Optionen handeln zu dürfen. Damit zusammenhängend ist mindestens das Anlageprofil "Active", nicht mehr "Basic" zu aktivieren.

Um es sich nur mal theoretisch anzuschauen, reicht aber auch das Basic-Anlageprofil.

 

Im nächsten Schritt ruft man im Menü "Produkte" dann den Reiter "Optionen" auf.

Hier kann man die Börse, das Land und die der Option unterliegende Aktie (Im Beispiel Lonza) auswählen.

 

Achtung, die Kontraktgrösse bei Schweizer Aktien bezieht sich auf 100 Aktien. In der Liste sind zwar immer die Werte respektive Prämien für eine Aktie angegeben. Ein Call umfasst aber immer 100 Aktien und pro verschriebenem Call muss man zur Deckung somit 100 Aktien im Depot halten.

 

Mit den Laufzeiten kenne ich mich noch gar nicht gut aus. Bloch empfiehlt meist mittlere Laufzeiten. Wenn man an der Strategie festhält, kann man dann jeweils nach Ablauf die Option erneuern. Viel Arbeit, wenn man dies selber verwaltet.

 

Hier nun die weitere Vorgehensweise in DEGIRO. Als Ablauftermin habe ich den Dezember 2020 gewählt. Dies sind meist dritte Freitage im Monat, einige spezielle davon bezeichnet man auch als Hexensabbat (dritte Freitage im dritten Monat des jeweiligen Quartals). Ein paar Kurse und Handelsvolumina sind auch angegeben. Und natürlich in der mittleren Spalte der Strike, also die vereinbarte Summe, zu der ich eine Aktie verkaufen würde. Im Prinzip läuft es aber wie an jeder Börse, ich gebe ein Gebot (Limit) ab und warte ab, ob dafür jemand das Geschäft annimmt und der Handel somit zustande kommt.

Der letzte Lonza Kurs lag bei ca. CHF 570. Angenommen ich wähle den Strike 640 am 18. Dezember. Wenn ich den letzten gehandelten Kurs der Option ebenfalls bekomme, erhalte ich eine Prämie von CHF 1160 pro Call - muss aber bei einem gedeckten Call 100 Lonza Aktien im Depot behalten. Keine geringe Menge! Und ausliefern, wenn der Kurs über den Strike läuft, bekomme dann aber nur die CHF 640 pro Aktie.

 

Zwei Sachen sind mir bei DEGIRO noch nicht klar:

Sperren sie meine Lonza-Aktien ebenfalls (wie der Bankberater), wenn ich einen Call handele - also im Sinne eines gedeckten Calls? Oder bin ich selber für die Deckung verantwortlich?

Können sie meine Lonza-Aktien in dieser Zeit verleihen?

 

Nun, bisher war alles theoretisch und konstruiert. Mehrere Punkte lassen mich davor zurückschrecken, mit Optionen zu handeln. 

  • Ich müsste alles noch weiter gedanklich durchdringen.
  • Die Preisbildung bei Optionen ist für mich nicht ganz klar. Und welche Laufzeiten sind optimal, welcher Strike-Abstand zum derzeitigen Kurs ist günstig?
  • Am wichtigsten für mich ist aber der Einsatzzweck von gedeckten Calls. Diese sind ja gerade bei seitwärts laufenden Kursen und geringen Volatilitäten eine Renditeunterstützung. Ich setze aber eher auf volatilere, risikobehaftetere Aktien. Man hat ja als Schweizer meist bereits Anlagen in viele Dickschiffe des Schweizer Aktienmarktes - nämlich durch zweite und dritte Säule. Ich meine, dass man diese Strategie dann nicht im eigenen Portfolio wiederholen soll. Wird also nichts mit Lonza, Herr Bloch!

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