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Kommt im Herbst eine Betreibungswelle?

Die letzten beiden Wochen verbrachten wir auf einer schönen Nordseeinsel und vertrieben uns die Zeit mit Strandspaziergängen und Veloausfahrten. Hin und wieder gab es eine Fischsemmel in die Hand, aber ansonsten mieden wir grössere Ansammlungen und tägliche Restaurantbesuche. Mit einer gut ausgestatteten Ferienwohnung konnten wir uns bestens selbst versorgen, die Lieferdienste taten ihr übriges. Etwas Luxus gab es mit einer privat geführten Wattwanderung, nur für unsere Familie statt einer grösseren Gruppe.

 

Selbstverständlich hoffe ich auf eine Normalisierung der Situation rund um Corona, so dass die Wirtschaft auch im gesamten touristischen Bereich wieder rund läuft und alle Anbieter gute Geschäft machen können. Wir tun dazu, was wir können und was uns die Situation erlaubt. Frugalität und übertriebene Sparsamkeit sind für uns in diesen Zeiten vor allem im personalintensiven Dienstleistungssektor fehl am Platz.

 

Nicht allen geht es so gut, es gibt auch viele, die unter Lohneinbussen leiden oder gar den Job verloren haben. Noch stärker trifft es manch selbständige Unternehmer.

 

Daher rechnen Inkassofirmen und Betreibungsämter für den Herbst leider mit einer Betreibungswelle. Einerseits sei der Rückstand durch den Aufschub von Forderungen im Lockdown nun aufzuholen (ein Rückstand von 20% der Fallzahlen wird kolportiert). Andererseits rechnet man auch mit einem Anstieg der Zahlen überschuldeter Personen, die aktuell an Einkommen eingebüsst haben. Dazu kommt im Oktober noch die fällige Jahressteuerzahlung.

 

Leider kümmern sich viele Leute zu spät um ihre Zahlungssituation und stellen sich tot, wenn Rechnungen und Mahnungen eingehen, die sie aktuell nicht bezahlen können. Dies zieht dann einen Rattenschwanz an weiteren Forderungen nach sich. Der bessere Weg wäre, sofort zu reagieren:

  • Die Zahlungen priorisieren, was kann aufgeschoben werden, was ist essenziell? Miete, Hypothekarzins, Krankenkasse, Versicherungen, Steuern - wenn das nicht bezahlt ist, bekommt man es schmerzhafter zu spüren als wenn ein ratenbezahlter TV abgeholt wird. Auch ÖV-Abos zum Arbeitsplatz sind wichtig.
  • Man kann aber mit allen reden! Der private Vermieter reduziert ggf. die Miete, die Bank setzt vielleicht die Amortisation vorübergehend aus und statt mit dem Bus fährt man mit dem geliehenen Velo zur Arbeit. Selbst mit den Steuerämtern kann man reden und eine Stundung vereinbaren.
  • Schuldenberatungsstellen bieten Profis zur Unterstützung auf und helfen auch in vermeintlich aussichtslosen Fällen. Schuldenberatung Schweiz listet beispielsweise die Beratungsstellen der deutschschweizer Kantone auf.
  • Für die Zukunft wichtig: Eine eiserne Reserve anlegen und das Konsumverhalten so anpassen, dass man jederzeit auch mit ca. 20% weniger Einkommen auskäme. Das verschafft Spielraum und Sparraum.

Bei einem unserer (seltenen) Restaurantbesuche auf der Insel (gut belüftet und mit Abstand im Freien) passierte mir ein typisches Schweizer Missgeschick. Ich vergass, ein ordentliches Trinkgeld zu geben und rundete den Betrag nur leicht auf. Des Kellners Miene versteinerte sich und sein Abschied war dementsprechend recht tonlos. Ich begriff erst später. Also hier zur Erinnerung: In Deutschland gibt man 5-10% Trinkgeld im Restaurant! Daher sei zur Wiedergutmachung gesagt, dass die Meeresfrüchte im Sylter Muscheln Bistro am Hörnumer Hafen ganz ausgezeichnet munden! Unbedingt besuchen!

 

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