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Zink

Rohstoffinvestments gelten gemeinhin als die Königsklasse der Investition. Die bei Rohstoffen dahinterstehenden Technologien der Gewinnung sind – zumindest oberflächlich – oft noch einigermassen gut zu verstehen. Zu vielen Rohstoffen wie Kupfer, Gold oder Reis hat man zudem eine geradezu haptische Beziehung. Auch mich faszinieren Rohstoffe und vor allem Elemente und so habe ich schon einige Beiträge dazu verfasst.

 

Mit zwei Aktien von Rohstoffproduzenten konnte ich zuletzt sogar namhafte Buchgewinne einfahren - mit Lithium (Orocobre) und Uran (Cameco). Mit Erdöl (Shell) dagegen sitze ich noch schmollend die Buchverluste aus.

 

Zur Zeit liebäugele ich wieder mit einer Investition. Diesmal in einen Produzenten von Zink.

 

Zink als Metall hat keinen so guten Ruf und ist wesentlich weniger bekannt als die vielbeachteten Technologiemetalle Kupfer, Nickel und Seltene Erden, die heute in aller Munde sind. In Berührung kommt man damit kaum, allenfalls bei als Korrosionsschutz feuerverzinkten Gartenmöbeln. Auch Autobleche werden mit Zink unsichtbar vor Korrosion geschützt. Im Auto findet sich Zink noch in Druckgussteilen und in den Auswuchtgewichten der Reifenfelge. Diese Gewichte findet man gelegentlich abgelöst am Strassenrand. Weitere grosse Anwendungsgebiete sind Zinkbleche im Bauwesen und die Legierung von Zink mit Kupfer zu Messing. Ein kleiner Teil des Zink wird in klassischen Wegwerfbatterien eingesetzt.

 

Zink ist somit beileibe kein Hochtechnologiemetall. Nichtsdestotrotz wird mit der Umstellung auf CO2-freie Energietechnik auch der Verbrauch von Zink wahrscheinlich mit ansteigen.

Höchstpreise hatte Zink in den Jahren nach 2005, bevor mit der Finanzkrise 2008 der grosse Absturz kam. Seither haben sich die Preise kaum erholen können, man rechnet auch derzeit noch mit einem Überschuss von einigen Zehntausend Tonnen Zink auf dem Weltmarkt. Ein Schwinden des Überschusses mit der wirtschaftlichen Erholung ist aber einigermassen absehbar. Man muss noch erwähnen, dass bei der Zinkproduktion meist auch einige andere Metalle wie Blei und etwas Edelmetall als Beifang anfällt.

"Es scheint heute das gleiche Prinzip zu gelten wie im kalifornischen Goldrausch

der 1840er Jahren: Nicht jene, die der offensichtlichen Ertragsquelle

nacheilen (damals: Goldschürfen, heute: die „sichtbaren" Geschäftsmodelle:

Solar- und Windparks), werden reich, sondern die Zulieferer. Während die meisten Goldsucher

ihr Glück nicht fanden, gelangten wohl aber die Verkäufer von Schaufeln und Goldwaschpfannen

zu Wohlstand. So könnten die eigentlichen Gewinner der globalen

Energiewende auch heute in weniger offensichtlichen, aber unverzichtbaren

Input-Industrien zu finden sein, vornehmlich im Bereich der Rohstoffe."

Bernhard Matthes (div. Quellen)

Bei der Suche nach grossen Zinkproduzenten bleibt die Luft dünn. In indische, ostasiatische oder südamerikanische Firmen lässt sich als privater Kleinanleger eher schwer investieren und man geht ggf. unerwartete Risiken ein. Die belgische Nyrstar als Nummer zwei bei Zink hat ein undurchschaubares Beteiligungskonstrukt und war wohl schon mal in ernsten Schwierigkeiten.

 

Bei Nummer sechs der Zinkweltrangliste wird man aber fündig. Boliden ist eine schwedische Gesellschaft, die Zink sowohl als Erz fördert (in Finnland, Schweden, Irland) als auch produziert und vermarktet. Und das unter den Augen des gestrengen europäischen Umweltschutzes sowohl erfolgreich als auch – laut eigenen Angaben - höchst klimaschonend. All das muss ich mir aber sicher noch genauer anschauen.

Seeking Alpha hat das bereits getan und ist bezüglich Boliden zu einem gemischten Ergebnis gekommen. Zwar stellen sie eine derzeit attraktive Rendite fest - Boliden zahlt eine nennenswerte Dividende. Aber sie sehen für die Zukunft auch Risiken im Zusammenhang mit einem kapitalverzehrenden Minenausbauprojekt. Da beisst sich die Katze in den Schwanz: Strenge Umweltvorschriften in Europa können zwar bei der Vermarktung einen Verkaufsvorteil bieten, zuallererst bedingen sie aber höhere Investitionen und Kosten.

Zuletzt schaue ich mir noch an, was Alle Aktien quantitativ zu Boliden zu sagen hat. Leider ist das Bild auch dort eher in Grautönen gehalten. Der Umsatz pro Aktie wird in den nächsten Jahren wohl nicht wachsen, ebensowenig der Gewinn oder Cashflow. In der AAQS-Bewertung erreicht die Aktie magere vier von zehn Punkten. Andererseits: Immerhin vier.

Fazit: Zum Rohstoff Zink habe ich wohl noch nicht das richtige Unternehmen gefunden. Auf jeden Fall werde ich Boliden weiter beobachten und verfolgen. Und den Blick weiter schweifen lassen.

Abbildung oben: Zinkwürfel, kristallines Bruchstück und sublimiertes Zink

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