Zeitlich passend zum Rosenmontag wurde gestern eine neue smartphonebasierte Finanzdienstleistung lanciert, die kaum irrsinniger sein könnte.
Aber von Anfang an. Der Name laute Kaspar&.
Hinter dem & steht z.B. der Kundenname.
Schonmal kreativ…
Kurz berichtet enthält die Leistung des Fintechs ein Bankkonto, eine Prepaid Mastercard (wie eigentlich auch an Kiosken erhältlich) und eine Möglichkeit zur Geldanlage in einem
„Anlageportfolio“.
Das Bankkonto ist übrigens derzeit reichlich nutzlos, Rechnungen kann man damit nicht bezahlen.
Einzahlungen auf das Konto erfolgen von einem anderen Konto, einem richtigen Bankkonto also oder später mal – man arbeitet noch daran – von einer richtigen Kreditkarte.
Jetzt kommt die Kernidee des Unternehmens: Alle Kartenzahlungen werden betragsmässig aufgerundet und der Rundungsbetrag in Fonds und ETFs angelegt. So kann man immer ein paar Rappen ansparen bei jeder Zahlung und damit investieren. Sparen nicht, denn man gibt ja Geld dabei aus.
Eine übersichtliche und dennoch einigermassen kritische Zusammenfassung findet sich übrigens wieder auf dem Blog von Prof. Andreas Dietrich.
WER wäre da wohl die Zielgruppe? Ich würde als erstes an junge Leute in der Ausbildung denken, die hier schon mal mit dem Gedanken des Anlegens und Investierens vertraut gemacht werden und einigermassen sorglos ein paar Stutz monatlich entbehren können. Eine echte Kreditkarte bekämen sie eh noch nicht, da das Einkommen noch niedrig ist. Klappt dann gut auch mit der Prepaid Card…
WER ist aber laut Unternehmen nun die angepeilte Zielgruppe? Gemäss einem der Mitgründer schielt - ähemm zielt Kaspar& auf Kunden mit einem Vermögen von 50 000 bis 300 000 Franken. Wow. Als wir im entsprechenden Alter Vermögen in dem Bereich hatten, haben wir mit Banken um eine Hypothek gerungen. Aber nicht Rappenbeträge im Smartphone verlocht. Nun, die Zeiten ändern sich.
Die All-in-Gebühr (0.85%) auf das verwaltete Vermögen finde ich ok, zumal es sich um recht geringe Anlagebeträge handeln dürfte. Bargeld abheben kostet extra.
Um ehrlich zu sein, ich halte das alles für eine Schnaps- respektive Bieridee, passend zum Rosenmontag. Mit viel Glück wird eine ernsthafte Bank die Idee & den Code irgendwann aufkaufen und in eine eigene, bestehende App als zusätzliches Gimmick für die Jugend einbauen. Das wars aber dann schon mit dem Businesscase. Ernsthaft die angepeilte Zielgruppe zu erreichen ist Schwerstarbeit und würde immens hohe Marketingsummen verschlingen.
Fazit: Das Kapital, das hier von Seed- und eventuell späteren Investoren eingeschossen wird, ist wahrscheinlich extrem spekulativ angelegt. Schade ums Geld.
Wer trotzdem Interesse hat, es gibt genug (mglw. bezahlte) Blogs mit wohlwollenderer Meinung zu Kaspar& inkl. Angebot von Startguthaben.
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PS: Wer aber jetzt noch Geld übrig hat, möge doch bitte lieber mein Projekt rechts unterstützen.
Meine tolle Geschäftsidee
(Glosse)
Peemoney
Beschreibung: Eine App, die am Geräusch erkennt, wenn man pinkelt. Bei jeder Erleichterung wird ein Franken in ETFs angelegt. Gleichzeitig wird man daran erinnert, ausreichend zu trinken. Trinkt man zu wenig und pinkelt daher zu selten, schlägt die App Alarm und rät zu ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Man hat also sowohl monetäre als auch gesundheitliche Vorteile.
Zielgruppe: Männer im Alter ab 30. Erfahrungsgemäss wird man mit höherem Alter (50+) mehr Sparvorgänge haben, kann es sich dann aber auch oft besser leisten.
Entwicklerteam: Die Erkennung der Geräusche und Unterscheidung von Umweltgeräuschen ist noch herausfordernd. Ein siebenköpfiges Entwicklerteam kümmert sich um entsprechende Algorithmen im Rahmen eines KI-Ansatzes.
Marketing: Werbung wird vor allem in öffentlichen Toiletten geschaltet, z.B. im Auftreffbereich von Pissoirs („Gratuliere, 1 Stutz angelegt“)
Ziele für 2025: 87 Millionen Pee-vents
Seedinvestoren bitte gerne bei mir melden!
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Helga (Donnerstag, 03 März 2022 12:06)
danke für diesen ehrlichen Bericht. Ich sehe den Sinn in der Sache ebenfalls nicht wirklich.